Teigwaren Marke als Kategorie-Klammer

Die ganzheitliche Betrachtung sowie Platzierung von Teigwaren, Saucen und Pesti versprechen neue Kaufimpulse.

Donnerstag, 18. Oktober 2012 - Sortimente
Dieter Druck
Artikelbild Marke als Kategorie-Klammer
Das Aktionsgeschäft bei Pasta ist mit einem Absatzplus von 12,4 Prozent im ersten Halbjahr deutlich expansiv. (Quelle: Symphony IRI)
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Der deutsche Teigwarenmarkt ist groß, interessant und umkämpft. Der Einstieg neuer Anbieter in den vergangenen 12 Monaten befeuert das Ganze. Einer der Neuen ist Saclà. Die Marktforschung im Vorfeld habe ergeben, dass der Verbraucher den Verbund von Pastasauce und Pasta sehe, sagt Geschäftsführer der deutschen Tochter. Ziel sei, das Markenbewusstsein auf Konsumentenseite durch die Präsenz im verschiedenen Segmenten zu stärken und gleichzeitig die Italienkompetenz zu unterstreichen. Dabei wirkten die Komponenten Preis, Verpackung und Qualität. Preislich bewegt man sich „auf dem Regalpreisniveau der großen Anbieter“. Der liegt zwischen 1,29 und 1,79 Euro für die 500-g-Packung. Als Trends werden bei Saclà national kleine Nudelformen (für Kinder) ausgemacht, während international große Ausformungen gefragt sind. Ebenso sei der Einsatz von Bronzeformen bei der Herstellung ein wichtiges Kriterium.

Von einen anderen Status betrachtet Birkel den Markt. Insgesamt wurden allein im vergangenen Jahr rund 40 Mio. Packungen der Marke 3 Glocken und 50 Mio. unter Birkel verkauft. Birkel ist die bekannteste Nudelmarke aus Deutschland, 85 Prozent aller Verbraucher kennen und rund 9 Mio. Haushalte hierzulande kaufen sie. Gleichzeitig soll der Markt weiterentwickelt werden. Deshalb ist 2012 als das Jahr der Innovationen deklariert. Den Anfang machte im April die Range Pasta Klassiker aus reinem Hartweizen. Sie fußt u. a. auf der Erkenntnis, dass rund zwei Drittel aller Deutschen Eiernudeln und Hartweizen-Pasta parallel verwenden. Auf welches Produkt letztlich die Wahl falle, hänge meist vom Gericht ab. Eine Kaufbereitschaft von 89 Prozent ermittelte die Marktforschung im Vorfeld. Darüber hinaus wird auch im Teigwarenmarkt ein Ganzjahres-Trend zu Exklusivem registriert. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, werden im Dezember die neuen Nudelspezialitäten unter Birkel Edition in den Handel kommen. Die gewalzte W are gibt es zum Start in vier Varianten.

Alb-Gold wächst organisch, durch Zukäufe, profitiert von Streckengeschäft sowie kleinteiliger Kundenstruktur. Jüngster Zugang: die Marke Seitz. Mit drei verschiedenen Qualitäten (Bio, Frischei, schwäbische Nudelküche) bedient sie laut Marketingleiter Matthias Klump weitestgehend alle großen Segmente. Gute Strecken- und einige Lagerlistungen bestehen, die Distribution über Zentrallager soll ausgebaut werden. „Die einzelnen Marken werden im Vergleich zu den jeweiligen Segmenten in einem angemessenen Preis-Leistungsverhältnis positioniert“, erklärt Klumpp. Hinzu komme das glutenfreie Sortiment unter der Marke Seitz. Neben glutenfreien Teigwaren wird das Komplettsortiment mit glutenfreier Handelsware (Brote, Kuchenbackmischungen, Reiswaffeln etc.) ausgebaut.

Mit Riesa hat Albgold auch den ostdeutschen Marktführer (mehr als 30 Prozent Marktanteil) unterm Dach. Und mit Bechtle eine weitere schwäbisch verwurzelte Marke. Authentizität und Bio nennt Klumpp auch als wichtige Unterscheidungsmerkmale: „Nur: Bio und Regional dürfen keine leeren Worthülsen sein, sondern müssen authentisch gelebt werden. Bio ist nach wie vor ein sehr aussagekräftiges und für viele Verbraucher wichtiges Merkmal, wurde aber in den letzten Jahren durch den Einstieg ’der Großen’ sehr aufgeweicht.“

Schon länger im deutschen Markt, aber mit Schweizer Wurzeln, ist Pasta Gala, eine Division der Coop Schweiz und vormals vorrangig Handelsmarkenproduzent für eidgenössische Teigwaren im Retail- und Foodservicebereich. Inzwischen gehen die Eidgenossen u. a. mit differenzierenden Spezialitäten-Sortimenten (Bio-Urkörner; gewalzte Eiernudeln) auch das Markengeschäft unter Pasta Gala Swiss-Taste an. Im November wird die Urkörner-Range um drei Produkte auf der Getreidebasis von Emmer, Buchweizen bzw. Ouinoa erweitert, u. a. bestehen Listungen bei Kaufland. Über den Vertriebspartner Eterna Nahrungsmittel GmbH, Frankfurt, werden auch andere Handelskunden betreut.


Ebenfalls differenziert geht die größte Schweizer Bäckerei Jowa den deutschen Teigwarenmarkt an. Frank Winterhalter, Geschäftsbereichsleiter Foodservice, Großhandel und Export, Mitglied der Geschäftsleitung der Jowa AG, sieht u.a. im Segment der glutenfreien Teigwaren Potenzial in Deutschland. Seit 2012 betreibt Jowa in schweizerischen Huttwil ein modernes Produktionszentrum, das ausschließlich glutenfreie Produkte herstellt. Jowa ist damit der größte Hersteller von glutenfreien Produkten in der Schweiz. Die Marke Huttwiler glutenfree gibt es seit Juli in Deutschland und befindet sich gerade in der Einführungsphase.

Bertolli als etablierte Marke für italienische Lebensmittel ist bereits in den Kategorien Olivenöl, Essig & Dressing, Pastasauce & Pesto sowie Brotaufstrich vertreten. Die Einführung einer Pasta-Range unter der Marke Bertolli war ein logischer Schritt auf dem Weg zum Vollsortimenter für italienische Lebensmittel.

Die Bertolli Pasta kommt aus Italien und wird auf traditionelle Weise mit Bronzeformen hergestellt. Der Fokus im Sortiment liegt auf den schnelldrehenden italienischen Klassikern, wie z. B. Spaghetti, Penne Rigate und Fusilli, sowie den Spezial-Sorten Tagliatelle (weiß & grün), Lasagne und Farfalle Tricolore. Mit einen UVP von 1,59 bzw. 1,99 Euro für Spezialitäten liegt man nach eigener Angabe etwas über den Hauptwettbewerbern Barilla und Buitoni. Generell unterteilt sich für Jörg Saalwächter, Geschäftsführer von Kooperationspartner Importhaus Wilms, der Pastamarkt jedoch in wertschöpfende Marken, stark promotiongetriebene Marken und Handelsmarken.

Das Aktionsgeschäft im Segment Pasta ist deutlich expansiv. Im ersten Halbjahr wuchs der Promotion-Absatz um 12,4 Prozent (plus 12 Mio. Packungen) im Gesamtmarkt, größtenteils getrieben durch den Discount (+25,6 Prozent / +10,3 Mio. Packungen), bei sinkenden Promotionpreisen (-2,8 Prozent: Promotionpreis pro konv. Einheit).

Barilla fokussiert weniger auf Aktionen. „Wir halten unser Aktionsgeschäft weitestgehend stabil. Entgegen dem aktuellen Trend, einem rückläufigen Regalgeschäft, verzeichnete die Marke Barilla ein Wachstum und differenziert sich dadurch von den Hauptwettbewerbern“, sagt Claus Butterwegge, Geschäftsführer Barilla Deutschland. Dort legt man derzeit einen starken Fokus auf das Konzept „Pasta liebt Sauce“. „Hier arbeiten wir an der Entwicklung der gesamten Kategorie. Insbesondere durch das Aufzeigen von neuen Kombinationsmöglichkeiten für Pasta und Saucen für jeden Tag. Außerdem haben wir herausgefunden, dass die gemeinsame Platzierung von Pasta und Sauce im Regal und auf der Fläche sowie die gemeinsame Vermarktung und Kommunikation – zum Beispiel über Handzettel – eine signifikante Steigerung insbesondere bei der Saucen-Nachfrage erzeugen“, beschreibt Butterwegge.

Dabei kommt auch der Aspekt Convenience zum Tragen. Georg Hempsch, Trade Marketing & Category Management Senior Manager Barilla Deutschland: „Auch im Bereich der ungekühlten Teigwaren ist der Convenience-Trend zu beobachten. Zeitersparnis, einfache Zubereitung, gleichzeitig aber auch Qualität und Natürlichkeit der Zutaten spielen dabei eine entscheidende Rolle.“ Darauf hat Barilla mit der Einführung der ungekühlten Pasta-Fertiggerichte im Mai reagiert, die nach eigenen Angaben die Erwartungen übertroffen haben.

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