Convenience Essen ist fertig!

Convenient und frisch geht es in die Zukunft. Amazon fresh wird erwartet, aber auch in den Sortimenten des noch existenten stationären Märkte ist viel Bewegung. Handel und Hersteller sind sehr aktiv auf den Kühlflächen.

Mittwoch, 26. April 2017 - Sortimente
Dieter Druck
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Bildquelle: Getty Images

Convenience ist angesagt. Die Zeit für Kochen schwindet, das Know-how am Herd fehlt vielerorts und feste Essenszeiten bröckeln. Die Spezies der sogenannten situativen Einzelesser verbreitet sich zusehends. Bei ihnen muss die Nahrungsaufnahme unkompliziert und schnell erledigt sein. 5,5 Stunden pro Woche verwenden deutsche Verbraucher laut GfK durchschnittlich für die Zubereitung ihrer Mahlzeiten. Dabei setzt der Handel verstärkt auf gekühlte Convenience, wie die expandierenden Kühlflächen im LEH dokumentieren. Und darauf finden sich heute vermehrt kleinere, neue Anbieter. Insbesondere Start-ups erfahren zurzeit große Aufmerksamkeit.

In der convenienten Jetztzeit tut sich einiges. „Gekühlte Frischprodukte wachsen in vielen Warengruppen und werden sich aufgrund des facettenreichen Wandels der Konsumgewohnheiten weiterhin dynamisch entwickeln“, ist Oliver Frielingsdorf, Marketingleiter bei Steinhaus, sich sicher. Die Remscheider haben zum Februar die Linie Pasta Rustica „überarbeitet und komplett neu gefasst“. „Wir forcieren dieses Segment. Es dokumentiert die generelle Entwicklung der Marke Steinhaus als Anbieter von Spezialitäten sowie Ansätze zur Internationalisierung“, erläutert Frielingsdorf. Fünf Artikel umfasst das Angebot unter Pasta Rustica, wobei der Fokus auf der Tortelliform liegt. Die neuen Rezepturen orientieren sich an italienischen Küchenklassikern, stellen aber eine moderne Interpretation dieser dar und versprechen authentischen Genuss. Der wird unterstrichen durch die handwerkliche Optik: mehlbestäubt, Papiertütenlook sowie eine prägnante Abbildung der jeweiligen Zutaten. Wesentliches Qualitätsmerkmal ist der hohe Füllungsanteil von 40 Prozent. „Wir registrieren einen sich verstärkenden Trend nach besonderen, individuelleren Produkten, dem wir mit der neuen Pasta-Rustica-Range entsprechen.“ Die vor zehn Jahren gelaunchte Linie verzeichne über die Jahre ein kontinuierliches Wachstum. Im vergangenen Jahr war dies ein Absatzplus von 50 Prozent.

Eindeutige Zahlen

Das Angebot von Veggie-Produkten wächst. 2016 setzte der LEH 160 Mio. Euro nur mit vegetarischen Wurstalternativen um. Laut Nielsen expandierte diese Sparte 2016 in Discountern um 40 und in Supermärkten um bis zu 17 Prozent.

Breite Abdeckung
Zeitgleich wurde die Range „Creazioni di pasta“ im Handel eingeführt. Sie ist positioniert als „moderne Pasta für den individuellen Genuss“, ist inspiriert durch die mediterrane Küche, zielt aber nicht auf den italienischen Ursprung ab. Als „Zeitgeist-Pasta“ greife Creazioni di pasta moderne Impulse, z. B. Veggie, auf, und erziele damit eine breitere Abdeckung verschiedener Verbraucheransprüche, erläutert Frielingsdorf.

Aus Sicht von Hilcona gewinnt der klassische Lebensmittel-Einzelhandel in einem mehr oder weniger stagnierenden Markt der gekühlten Pasta, während die Discounter in gleichem Maße verlieren. Eine der Triebfedern im gesamten Kühlregal ist aus Sicht der Liechtensteiner die vegetarische Ernährung. „Wir sind uns sicher, dass es sich hier nicht nur um einen Hype handelt, sondern um einen langfristigen Trend, der unsere Ernährung prägen wird“, ist Marketingleiter Rico Grünenfelder überzeugt. Die Dynamik im Markt werde im Lauf der Zeit sicherlich etwas abkühlen, aber das Wachstum werde sich fortsetzen. Dazu passt die Übernahme des Schweizer Lebensmittelherstellers Frostag (Frostag Food-Centrum AG) im bündnerischen Landquart durch Hilcona zum Jahresbeginn. Mit diesem Schritt baut die Hilcona ihre Kompetenz bei Teigwaren und vegetarischen Produkten weiter aus.

Ritt auf der Veggie-Welle
Hilcona arbeitet in den Bereichen Pasta und Tofu seit Jahren mit der Frostag zusammen und war zuvor bereits mit 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. 2016 haben Hilcona und Frostag mit der gemeinsamen Produktion von Tofu aus Schweizer Bio-Sojabohnen begonnen. Mit der vollständigen Übernahme will Hilcona den Ausbau insbesondere des vegetarischen Sortiments beschleunigen. Es ist geplant, den Standort Landquart zu einem vegetarischen Kompetenzzentrum auszubauen.

Auch im Sortiment tut sich was. So werden im April im deutschen LEH drei Varianten Gemüse-Medaillons unter Hilcona Veggie eingeführt. Sie sind einsetzbar als Beilage zu Salaten, Fleisch- und Fischgerichten oder als vegetarische Hauptmahlzeit für Konsumenten, die generell oder von Zeit zu Zeit auf Fleisch verzichten. Zeitgleich kommen die Hilcona Piccolinis in den deutschen Handel: Spätzlini, Tortellini Rahmspinat und Gnocchini. Mit dieser Sortenvielfalt, dem Mini-Format, der 600-g-Packung sowie aufgrund der einfachen Zubereitung sei diese neue Linie ideal für Familien, heißt es.


Aber das sei noch nicht alles in diesen Jahr, kündigt Grünenfelder an und avisiert für kommenden Oktober eine „große Einführung“, über die zu gegebener Zeit zu sprechen sei.

Die Entwicklung der von Hilcona eingeführten Pfannenpasta im deutschen Markt wird differenziert betrachtet. Die nationale Distribution lasse noch etwas auf sich warten, allerdings verzeichne die Range in den führenden Märkten eine erfolgreiche Entwicklung und untermauere das Potenzial. Großes Potenzial erkennt Hilcona auch im To-go-Markt und hier insbesondere bei den Tankstellen. „Aus unserem Kernmarkt Schweiz, wo dieser Vertriebskanal schon sehr viel weiter entwickelt ist, verfügen wir über großes Know-how bezüglich passender Produkte und Services, das wir für Deutschland nutzen können“, sagt Grünenfelder.

Spannende Marken im Vertrieb
Die Uplegger Food Company, einer der Pioniere im deutschen Chilled-Food-Markt, legt noch eine Schippe drauf. Basis ist ein Kooperationsvertrag mit dem US-amerikanischen Getränke- und Lebensmittelkonzern Pepsi-Co. Im Kern geht es dabei um die Einführung der Pepsi-Co-Marken Naked und Alvalle im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel. „Wir freuen uns wirklich sehr über diese für beide Seiten gewinnbringende Zusammenarbeit und haben in der Vergangenheit bereits bewiesen, dass wir als mittelständisches Familienunternehmen mit unserem Know-how ein attraktiver Partner für große globale Player sein können“, sagt Kay Uplegger, Mitinhaber der Uplegger Food Company. Mit Naked und Alvalle erweitere man das Portfolio um zwei Premium-Trend-Produkte.

Mit Naked holen die Niedersachsen den nach eigenen Angaben erfolgreichsten Smoothie der USA nach Deutschland und steigen in einen stark umkämpften Markt ein. „Wir werden mit Naked dem gesamten Smoothie-Segment einen zusätzlichen Schub verleihen“, sagt Marcus Kühn, Head of Business Development bei der Uplegger Food Company. Naked ist puristisch wie der Name und basiert auf einer Kombination aus „nackten“ Früchten und sogenannten Boosts wie zum Beispiel Weizengras, Spirulina oder Spinat. Die Marke setzt nicht nur in den USA, sondern auch in Großbritannien und Frankreich Zeichen im Smoothie-Segment. Im April startet die Auslieferung in Deutschland (450-ml-Karton, UVP 2,89 Euro).

Zugleich bringt Uplegger die Marke Alvalle hierzulande in den Handel. Das ist der spanische Marktführer im Segment der kalt servierten Gemüsesuppe Gazpacho. Das Angebot passt zum Suppentrend. „Da es bislang in Deutschland noch keine kühlpflichtige Gazpacho gab, sind wir aktiv geworden. Alvalle ist nach traditioneller Rezeptur hergestellt und hat eine für jedermann verständliche Zutatenliste ohne Konservierungs- oder Farbstoffe“, sagt Marcus Kühn. Für den 0,25-l-Karton wird ein UVP von 1,99 Euro und für das 1-l-Gebinde von 3,99 Euro empfohlen.

Einen Klassiker aus der englischen Küche hat die Schweizer Molkerei Emmi convenient aufgelegt: Porridge. Haferprodukte liegen in Deutschland im Trend, und die Zahl der Porridge-Produkte in den Regalen des Handels steigt. Meist muss man diese mit Wasser bzw. Milch anrühren und teilweise auch zusätzlich erhitzen, damit die Haferflocken quellen. Emmi offeriert nun den Porridge verzehrfertig im Kühlregal, der nach Belieben in der Mikrowelle auch erhitzt werden kann. Das Produkt ist laut Hersteller nachweislich „gentechnikfrei“.

Ab Mai wird an den Handel ausgeliefert. Unterstützt wird der Launch unteranderem durch Sampling-Aktionen im Mai und Juni in acht deutschen Großstädten sowie an stark frequentierten Bahnstationen (To-go-Aspekt) und Bürostandorten. Außerdem wird die Innovation in 6.000 „Brandnooz-Paketen“, den Probierboxen für registrierte Produkttester, vertreten sein.

Mit neuen Frische-Menüs will Forster, Teil der Wolf-Firmengruppe, am Chilled-Food-Trend verstärkt partizipieren. Die Produkte sind das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen Forster, der Fine Food Solutions GmbH und DrSlym. Die Frische-Menüs werden von Forster in Burglengenfeld produziert und von FineFood Solutions vertrieben. Gelabelt sind sie mit „Empfohlen von DrSlym“. Sie unterstützen die Ernährung gemäß dem Ernährungsplan von DrSlym. Seit Anfang April sind die Produkte exklusiv bei Rewe erhältlich, haben eine Restlaufzeit von 24 Tagen. Der UVP liegt bei 4,49 Euro. Das Kernsortiment repräsentieren Exotisches Hühnchen, Bami Goreng und vegetarische Bällchen. Weitere Variantensollen folgen.

Weight Watchers argumentiert gegenüber den Handelspartnern mit „sehr attraktiven Ziel- und Verwendergruppen“, die die positive Entwicklung der Food-Range mittragen. Rund die Hälfte des Umsatzes entfällt hier auf die Ready Meals. Da sind zum einen die Teilnehmer der Weight-Watchers-Gruppen. Sie sind Heavy User der Produkte und stehen für cirka 40 Prozent Umsatzanteil. Mit weiterhin wachsender Weight-Watchers-Teilnehmerschaft steige folglich der Anteil der Heavy User.

Auf der anderen Seite stehen die aktuellen Verwender. Etwa die Hälfte von ihnen hat laut Weight Watchers einen BMI-Wert (Body Mass Index) von mehr als 25 (Übergewicht) und die andere einen BMI-Wert zwischen 18 bis 25 (Normalbereich). Die Nicht-Teilnehmer greifen also nicht nur bei akuten Gewichtsproblemen zu Weight-Watchers-Produkten, sondern auch dann, wenn sie ihr Gewicht managen möchten. Diese breitere Verwenderschaft korrespondiere mit der Markenentwicklung hin zu einem ganzheitlichen Konzept und vergrößere so das Käufer-Potenzial für Weight-Watchers-Produkte, heißt es Düsseldorf.

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