Bier Ohne Umdrehung

Der Trend zu alkoholfreien Bieren ist nicht neu. Neu ist allerdings die fast schon schwindelerregende Dynamik, die das Segment mittlerweile angenommen hat. Immer mehr Varianten strömen auf den Markt und nehmen mehr Regalfläche in Anspruch. Besonders im Fokus: Biere mit 0,0 Volumenprozent Alkohol.

Donnerstag, 30. März 2017 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Ohne Umdrehung
Bildquelle: Carsten Hoppen

Kaum ein Trend bewegt die Brau-Branche derzeit mehr als alkoholfreie Bier-Varianten. Allerdings klingen die nackten Zahlen angesichts des derzeitigen Hypes noch ein wenig ernüchternd: Nach Angaben des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) stieg der Absatz alkoholfreier Biere 2015 zwar um 4 Prozent auf insgesamt 5,24 Mio. hl. Ihr Anteil an der Gesamtproduktion in Deutschland liegt aber bei nur 5,6 Prozent. Damit ist gerade einmal jeder 15. l Bier, der in Deutschland hergestellt wird, alkoholfrei. Allerdings ist es interessant, dass der Konsum seit 2008 einen deutlichen Anstieg aufweist und sich der Markt in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt hat. Laut DBB-Sprecher Marc-Oliver Huhnholz haben deutsche Brauereien durch nichtalkoholisches Bier mehrere zehntausend Haushalte als Konsumenten dazugewonnen. Vom Bio-Brauer Lammsbräu über die Eifeler von Bitburger bis hin zu Krombacher in Kreuztal: Nahezu jeder der im Markt relevanten Brauer kann ein Plus bei den alkoholfreien Bieren verkünden. Dementsprechend optimistisch zeigt sich die unter Volumendruck stehende Branche, denn Wachstum ist bei klassischem Pils, Weizen und Co. häufig nur noch über preisaggressive Promotions möglich.

„Wir wollen mit Heineken 0.0 neue Konsumgelegenheiten aufzeigen.“
Kai Dornbusch, Heineken

Der Bierabsatz deutscher Brauereien ist seit Langem rückläufig, da die deutsche Bevölkerung altert und entsprechend weniger trinkt. Hinzu kommen ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und sich wandelnde Konsumanlässe.

Ab Inbev will jedes fünfte Bier alkoholfrei/reduziert verkaufen
Bei der Beantwortung der Frage, wie nachhaltig der alkoholfreie Boom ist, lohnt ein Blick auf den Marktführer. AB Inbev, der weltweit größte Braukonzern (Ausstoß 2016: 433,9 Mio. hl.), rechnet damit, dass bis Ende 2025 jedes fünfte Produkt aus dem eigenen Haus alkoholfrei oder alkoholreduziert sein wird. Damit würde sich der Absatzanteil dieses Segments mehr als verdoppeln. Zurzeit macht die Sparte bei AB Inbev weltweit schon 8 Prozent aus. Für den Marktführer würde dieses Ziel nach eigenen Angaben auf heutiger Basis für Deutschland mindestens 1,6 Mio. hl ausmachen. Das Unternehmen ist derzeit unter anderem mit Beck’s Blue bzw. einer mittlerweile vier Varianten umfassenden alkoholfreien Franziskaner-Range im Markt vertreten. „Deutschland wird weltweit auch als Art Versuchslabor für alkoholfreies Bier angesehen“, sagt Oliver Bartelt, Sprecher von AB Inbev. 40 Prozent der in der EU hergestellten alkoholfreien Biere kommen demnach aus Deutschland.

Auch das Münchener Weißbier-Haus Erdinger glaubt an ein weiteres Wachstum im alkoholfreien Segment. „In den 1990ern waren diese Biere am Boden. Das Empfinden der Verbraucher war, dass alkoholfreie Biere nicht schmecken“, sagt Josef Westermeier, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb, bei der Vorstellung von neuen alkoholfreien Varianten. Die Privatbrauerei verzichtet bei den neuen Mixes „Erdinger Zitrone“ und „Erdinger Grapefruit“ auf künstliche Zusätze und Konservierungsstoffe. Mit dieser Prämisse der Natürlichkeit wolle man eine deutliche Abgrenzung zu den anderen Marktteilnehmern schaffen. „Zudem greifen wir das wachsende Bedürfnis nach gesunder Ernährung auf und setzen mit unseren Produkten einen neuen Maßstab bei den Biermischgetränken“, sagt Westermeier.

„Heute ist eine große Vielfalt gefragt.“
Werner Brombach, Erdinger

Zum Verkaufsstart stehen neben 20-x-0,5-l-Kästen auch 6-x-0,33-l-Sixpacks im Handel zur Verfügung. Ergänzend sollen ein neuer Spot, Printanzeigen, Außenwerbung und zielgruppenspezifische Social-Media-Aktionen für eine hohe mediale Aufmerksamkeit sorgen. Westermeier gibt sich zum Launch der Neuheiten zuversichtlich: „Wir laufen bei unseren Verkaufsgesprächen im Lebensmittel-Einzelhandel offene Türen ein. Das klassische Erdinger Alkoholfrei ist deutschlandweit bekannt und somit ein gutes Verkaufsargument. Ich denke, wir werden dem alkoholfreien Markt mit den Neuheiten einen weiteren Impuls geben.“

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