Wein Verschenktes Potenzial - Verschenktes Potenzial: Teil 2

Nie wurde im LEH so viel Wein verkauft wie heute. Allerdings schaffen es viele Händler nicht, diesen Boom für ihre Wertschöpfung zu nutzen. Unübersichtliche Sortimente und nicht ausreichend geschultes Personal hemmen den Absatz hochpreisiger Erzeugnisse.

Montag, 13. März 2017 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Verschenktes Potenzial - Verschenktes Potenzial: Teil 2
Mit diesem Store präsentiert sich Aldi Süd während der Pro Wein in Düsseldorf.
Bildquelle: Carsten Hoppen/ Weinakademie Berlin

Praxisbeispiele belegen den Wert von geschultem Personal
Jemand der sich damit auskennt ist Martin Kutscher, Fachbereichsleiter Wein / Sekt / Spirituosen beim Scheck-In-Center. Der Fachmann hat 2010 für seinen damaligen Arbeitgeber, die Edeka Südwest, ein internes Ausbildungszertifikat mit dem Namen „Fachkraft Wein“ aufgelegt. Während der eineinhalb wöchigen Ausbildung, bei der auch das DWI und die Weinakademie Berlin involviert waren, wurden zwar keine absoluten Weinspezialisten geformt aber immerhin das wichtigste Grundwissen vermittelt.

Allerdings kamen für dieses Ausbildungsgang nur motivierte Mitarbeiter in Betracht. „Es gibt immer welche, da ist Hopfen und Malz verloren. Die wollen nichts lernen und da lohnt sich auch der finanzielle Aufwand nicht“, sagt Kutscher. Bei Scheck-In wird dem Thema heute noch ganz andere Aufmerksamkeit geschenkt. Pro Markt gibt es im Schnitt zwei Mitarbeiter, die sich um die Warengruppe Wein kümmern, die Kutscher als „Eckpfeiler“ im Sortiment beschreibt, nicht zuletzt weil die Märkte in unmittelbarer Nähe zu elf Weinanbaugebieten liegen. Dementsprechend hoch ist auch der Anspruch an das fachliche Niveau der Mitarbeiter: Diese sind häufig ehemalige Absolventen der Hochschule Geisenheim oder besitzen eine Qualifikation auf dem Niveau des internationalen Zertifikats The Wine & Spirit Education Trust. „Durch unseren Fokus auf fachlich kompetente Beratung liegen unsere Durchschnittspreise beim Wein deutlich über dem Marktniveau“, untermauert Kutscher.

Deutsche Winzer bedienen Trend zu leichten Weinen
Für den Absatz deutscher Weine hat der LEH, insbesondere die Vollsortimenter, in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Allein 2015 ist sein Marktanteil von 61 auf 65 Prozent gestiegen. Vor allem die klassischen Supermärkte (unter 5.000 qm) werden als Absatzschiene für deutsche Erzeuger immer bedeutender.

„Nach ersten Ergebnissen der Marktforschung scheint sich dieser Trend fortzusetzen. Wir erwarten in diesem LEH-Segment für das Jahr 2016 erneute Zuwächse im Ab- und Umsatz mit Weinen aus deutschen Regionen“, sagt Büscher vom DWI.

Durch die Aufwertung des Weinsortiments mit regionalen und höherwertigeren Weinen ist der Marktanteil der Supermärkte beim Verkauf heimischer Weine seit 2012 von zehn auf 17 Prozent gestiegen. Für gute Qualitäten seien die Kunden auch bereit, mehr Geld auszugeben. Außerdem würden sich die Verbraucher gesundheitsbewusster ernähren und deshalb öfter auf den Alkoholgehalt eines Weines schauen. „Erfreulicherweise sind die deutschen Erzeuger im Bereich der leichteren Weine sehr gut aufgestellt“, erklärt Büscher. Um das Potenzial deutscher Weine im LEH noch besser auszuschöpfen, unterstützt das DWI den Handel auch in diesem Jahr wieder. Auf Basis der 2016 mit Edeka, Rewe und Globus durchgeführten Marketingaktionen plant das DWI, die Imagewerbung in diesem Jahr mit verschiedenen Handelspartnern fortzuführen.

Verknüpfung von Wein mit kulinarischen Themen
Sie soll sich auf den Frühsommer sowie den Herbst bzw. Winter konzentrieren und mit saisonalen kulinarischen Themen wie Spargel, Grillen, Geflügel oder Wild verknüpft werden. Im März 2017 wird es erstmals Seminare in zwei Globus-Häusern geben, in denen eine Deutsche Weinprinzessin die deutschen Weinregionen sowie Weine von Winzern, Genossenschaften und Kellereien vorstellt.

Aldi Süd setzt klares Zeichen

Dass Discounter das Thema „guter Wein“ nicht komplett dem klassischen Lebensmittel-Einzelhandel überlassen, steht nicht zuletzt seit der Vermarktung von hochpreisigen Bordeaux-Tropfen bei Lidl fest. Nun will Aldi Süd die eigene Weinkompetenz medienwirksam unterstreichen. In dem Pop-up-Store „Meine Weinwelt“ können Besucher mitten in der Düsseldorfer Innenstadt ein parallel zur internationalen Fachmesse „ProWein“ eine Auswahl von zwölf exklusiven Weinen verkosten. Bekannte Weingüter und Produzenten wie beispielsweise Fritz Keller, Baron Philippe de Rothschild und Marchesi de‘ Frescobaldi stellen täglich ihre Erzeugnisse vor und geben Tipps zum genussreichen Weinvergnügen. Besucher, die bislang noch nicht die richtige Weinsorte für sich gefunden haben, sollen ganz einfach im Pop-up-Store ihren persönlichen Weintyp bestimmen lassen und den passenden Wein sogleich verkosten. „Aldi Süd ist einer der größten Weinhändler Deutschlands. Wir bieten unseren Kunden bereits seit Jahren exklusive Weine von den besten Weingütern und Winzern der Welt an“, erklärt Ingo Panknin, Group Buying Director – Corporate Buying bei Aldi Süd.

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Bild öffnen Michael Pleitgen berät Lebensmittel- Einzelhändler bei der Ausbildung des Personals.

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