Tabakwaren „Schockfotos“ Das versteckte Grauen - Das versteckte Grauen: Teil 2

Viele Händler nutzen kleine Produktschildchen, um die unschönen „Schockfotos“ in der Tabakabteilung zu verbergen. Das ruft die Behörden auf den Plan. Ein Start-up begegnet dem Thema mit Humor.

Donnerstag, 08. Dezember 2016 - Sortimente
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Das versteckte Grauen - Das versteckte Grauen: Teil 2
Bei solchen Bildern wundert es nicht, dass der Handel den Horror verbergen möchte. Rechtlich bewegt man sich damit aber in einer Grauzone.
Bildquelle: Carsten Hoppen, GettyImages, cipeecard

Lobby-Gruppe fordert, Tabakwaren komplett zu verbannen
Die radikalste Forderung, um die derzeitige Verwirrung zu minimieren, kommt wenig überraschend von der Anti-Tabak-Lobby. „Die beste Lösung ist ein ‚display ban‘, also ein generelles Verbot der Präsentation von Tabakprodukten im Geschäftsraum“, heißt es in einer Stellungnahme von „Forum Rauchfrei“. Dabei ist die Wirkung der Ekel-Bilder nach wie vor höchst umstritten.

Fragt man Otto Normalverbraucher, ist der ganze Aufwand vergeblich. Mit 81 Prozent hält die große Mehrheit der Deutschen Schockbilder auf Zigarettenpackungen für wirkungslos im Kampf gegen die Tabaksucht. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der DAK-Gesundheit (1.015 Befragte über 18 Jahre). Das Statistische Bundesamt in Wiesbaden hingegen gab an, im dritten Quartal seien 11,3 Prozent weniger Zigaretten als im Vorjahreszeitraum versteuert worden. Die Statistiker erklärten den Rückgang mit der Verschärfung der Warnhinweise infolge der EU-Tabakrichtlinie. Eine umstrittene These, denn Branchenkenner glauben eher daran, dass sich die Händler vor Gültigkeit der neuen Verordnung noch kräftig mit alten Schachteln ohne Schockeffekt eindecken wollten. Die Folge daraus: ein Absatz-Knick im dritten Quartal.

Start-Up-Szene will von den Schockfotos profitieren
Wie auch immer sich die Bilder gesundheitspolitisch auswirken werden, die Schockfotos haben bereits jetzt zu einem neuen Industriezweig geführt. Pfiffige Start-ups buhlen dabei um jene Raucher, die nicht täglich mit den Fotos konfrontiert werden wollen. Ein Beispiel ist das Berliner Unternehmen Cipee-Card, das Sammelkarten produziert. So werden aus den abschreckenden Äußerungen auf den Packungen ironische und humorvolle Alternativen wie „ist aber vegan, laktose- und glutenfrei“ oder „Rauchen verursacht 9 von 10 Freundschaften“.

„Ich rauche zwar nicht, aber die Schockbilder finde ich dennoch eine Zumutung. Für mich sind die ekligen Fotos störender als der Zigarettenqualm“, sagt Maximilian Zobel, der das Unternehmen in rechtlichen Angelegenheiten berät. Trotzdem stellen die Jungunternehmer um den Studenten Samuel Hummel klar: „Wir wünschen uns, dass in zehn Jahren niemand mehr raucht! Aber solange wir als freie Bürger unsere eigenen Entscheidungen treffen, dürfen wir selbst entscheiden.“

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