Saft Zurück zu alter Stärke!

Fruchtsaft hat ein Imageproblem. Was einmal als das gesunde Getränk schlechthin galt, steht plötzlich in der Kritik. Mit Aufklärung und neuen Konzepten wollen Hersteller und Händler den Konsum wieder ankurbeln.

Freitag, 25. September 2015 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild Zurück zu alter Stärke!
„In vielen Medien hat man Fruchtsäfte zuletzt unreflektiert allein über ihren Zuckergehalt abgewertet.“ Olaf Jark, Marketingleiter Valensina

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Von einer Krise der Fruchtsaftbranche zu sprechen, wäre angesichts eines Gesamtumsatzes von zuletzt 3,6 Mrd. Euro (Quelle: Fruchtsaftverband) vermessen. Diese Zahl soll aber auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Hersteller seit Jahren vor großen Herausforderungen stehen. Deutlich wird das beim Betrachten des Pro-Kopf-Verbrauchs . Konsumierten die Deutschen 2003 noch 42 l Fruchtsaft und -nektar, liegt die Zahl heute bei gerade einmal 32 l. Es gibt viele mögliche Gründe für diesen Einbruch, aber die öffentliche Debatte über den hohen Zuckergehalt hat der Kategorie mit Sicherheit geschadet. Der klassische Saft hat also ein Imageproblem. „In vielen Medien hat man Fruchtsäfte zuletzt unreflektiert allein über ihren (Frucht-)Zuckergehalt abgewertet, ohne dass die positiven und natürlichen Nährstoffbestandteile aus der Frucht im Saft berücksichtigt wurden“, erklärt Olaf Jark , Marketingleiter von Valensina . Um dem Saft wieder ein positiveres Image zu verleihen, wertet das Unternehmen derzeit eine wissenschaftliche Studie der Universität Hohenheim aus, die aufzeigen soll, dass der menschliche Körper die wertvollen Nährstoffe der Orange besser aus Saft als aus einer frischen Frucht aufnehmen kann.

Aber auch einem anderen kontrovers diskutierten Thema widmet sich der Hersteller aus Mönchengladbach: Viele Säfte, ursprünglich natürlich erst einmal vegan, kommen bei der Herstellung mit tierischen Produkten in Verbindung, beispielsweise mit Schweinegelatine oder Fisch. Die Trägerstoffe werden zum Filtern der Säfte genutzt. Das beißt sich mit dem derzeitigen Trend hin zu veganer Ernährung und einer allgemein gestiegenen Sensibilität der Verbraucher diesbezüglich. Mit der Umstellung der Produkte (mit wenigen Ausnahmen) auf rein vegane Rohstoffe trägt Valensina dieser Entwicklung Rechnung.

Marktführer Eckes-Granini sieht neben den öffentlichen Debatten noch einen ganz anderen Grund für die Konsumzurückhaltung. „Während die Endverbraucherpreise für Fruchtsäfte in den vergangenen zehn Jahren um ca. 50 Prozent gestiegen sind, blieben sie bei Carbonated Softdrinks, Eistee und Wasser auf dem Niveau von 2005 oder sind sogar leicht gesunken“, erklärt Thomas Hinderer , Vorsitzender der Geschäftsführung der Eckes-Granini Gruppe. Hinzu kämen sich wandelnde Konsumanlässe. Das ausgiebige Frühstück im Kreise der Familie spiele, wenn überhaupt, nur noch am Wochenende eine Rolle.

In dieser schwierigen Marktsituation bekommt die Industrie zusätzlich Druck von den Handelspartnern, die zunehmend auf eigene Marken setzen. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Edeka. Der größte deutsche Lebensmittelhändler hat den ostdeutschen Safthersteller Sonnländer aus einer Insolvenz heraus übernommen. Nicht neu ist die Kritik von Edeka-Chef Markus Mosa, die Industrie sei nicht innovationsfreudig genug. Daher wolle man verstärkt selbst als Hersteller auftreten, u. a. bei Saft. Auch die selbstständigen Händler nehmen häufig das Zepter selbst in die Hand und profilieren sich mit Frischsaftpressen im Markt. Dass das Geschäft läuft, zeigt die Übernahme des österreichischen Anbieters TMP, einem Anbieter von solchen Maschinen, durch Berentzen. „In unseren klassischen Sparten Spirituosen und zuckerhaltige Softdrinks sind die Wachstumspotenziale begrenzt, zudem gibt es hier stets einen gewissen gesellschaftlichen Druck auf den Konsum. Wir brauchten daher eine Perspektive für Wachstum und Akzeptanz und sind auf gesunden Saft gestoßen“, erklärt Berentzen-Chef Frank Schübel den Schritt. Im ersten Halbjahr 2015 habe man ein eigenes Vertriebsteam aufgebaut, das seit der zweiten Jahreshälfte voll einsatzfähig ist. „Wir gehen davon aus, dass uns zweistellige Wachstumsraten noch lange erfreuen werden“, sagt Schübel. Für den Handel sei direkt im Markt gepresster Saft attraktiv, weil die Verbraucher für Gesundes und Frisches mit Top-Qualität deutlich mehr bezahlten. Die Preise liegen hier deutlich über dem Standard.

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Bild öffnen „Unsere Wettbewerber investieren zu wenig in die Kategorie. Wir sind mit unseren Marken ein maßgebender Treiber.“ Thomas Hinderer, Geschäftsführer Eckes-Granini (Quellen: Shutterstock, Valensina, Eckes-Granini)

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