Diskussion Mehrweg und Einweg Lange Wege und weniger Umläufe - Individualgebinde

Eine Erhebung von HDE und BVE will die Diskussion um Mehrweg und Einweg in Deutschland versachlichen. Das scheint derzeit noch nicht gelungen. Die Ergebnisse liefern in jedem Fall eine Menge Gesprächsstoff.

Dienstag, 29. April 2014 - Getränke
Susanne Klopsch
Artikelbild Lange Wege und weniger Umläufe - Individualgebinde
Bildquelle: Unternehmensberatung Weihenstephan GmbH

Die Studie hat vor allem die Individualgebinde, unabhängig von der Befüllung, als größtes Problem ausgemacht. Vor allem Brauereien kosten diese Flaschen Bares: „Allein die Sortierkosten liegen je nach Größe des Betriebs und Art der Sortierung, ob interne Sortierung oder über einen externen Dienstleister, zwischen 0,5 und 1,2 Cent pro Gebinde“, sagt Unternehmensberater Robert Sauer, Autor der 2009 erstellten Studie „Zukunft Mehrweg“. Er geht im Bereich Bier bei einem Absatz von 59 Mio. hl in Mehrweg Flaschen von geschätzten 9 Mrd. Tauschvorgängen hierzulande aus. Bei einem Mittelwert von 0,85 Cent Sortierkosten pro Flasche errechnet er eine Belastung der Branche von 76,5 Mio. Euro jährlich. Hinzukämen die Posten Logistik und Neuglasbeschaffung. Allein letztere beziffert er mit 170 Mio. Euro. Sein Fazit: „Das Mehrwegsystem wird aus ökologischer Sicht viel zu sehr von neuen Faktoren belastet. Ökonomisch und ökologisch müssen für die Branche neue Rahmenbedingungen und Spielregeln aufgestel lt werden.“

Ähnlich sieht es Wolfgang Hinkel, General Manager bei Getränkedosenhersteller Ball Trading Germany. „Die Studie zeigt erstmals die Komplexität des Mehrwegsystems. Und die Fakten sagen etwas anderes als das, was man bislang angenommen hat“. Der Sortieraufwand in den Brauereien, um heimatlose Sixpacks zuzuordnen, sei immens. Er stellt aber auch klar: „Wir haben nichts gegen Mehrweg. Man sollte nun daran arbeiten, Einweg- und Mehrwegsystem ökologisch und ökonomisch sinnvoll nebeneinander zu organisieren.“

Aus Sicht der Allianz für Mehrweg hat die Studie allerdings gravierende Mängel. So seien unrealistische Extremangaben über den Flaschenaustausch im Handel und bei Abfüllern getroffen worden, um die Wiederbefüllungsraten niedrig zu halten. Zudem sei versucht worden, das Mehrwegsystem durch die Differenzierung in „gute Pool- und schlechte Individualflaschen“ aufzuteilen. „Für die Ökobilanz von Mehrwegflaschen sind die ersten zehn Umläufe die wichtigsten. Dabei werden 90 Prozent der eingesetzten Ressourcen eingespart“, sagt Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland.

Bei der Vorstellung der Info-Kampagne „Mehrweg ist Klimaschutz“ machte sich die Allianz für Mehrweg, zu der u. a. die Deutsche Umwelthilfe gehört, stark für eine Lenkungsabgabe von mindestens 20 Cent pro Einweggebinde: Diese soll dem Verbraucher vor Augen führen, dass er ein Einweggebinde kauft. „Discounter ködern Verbraucher über Niedrigpreise und setzen so das Mehrwegsystem unter Druck. Die politische Unterstützung des Mehrwegsystems ist deshalb unbedingt notwendig und eine klimapolitische Entscheidung“, erklärte der Vorsitzende des Verbandes des Deutschen Getränke-Einzelhandels, Sepp Gail. Nach Dialogbereitschaft klingt das nicht.

Bilder zum Artikel

Bild öffnen
Bild öffnen
Bild öffnen

Neue Produkte

Viel gelesen in Hersteller

HIT Produkte 2023

Im Gespräch - Hersteller