E-Center Lustfeld

Im E-Center Lustfeld, Nienburg, wurde ein Video-IP-System installiert zur Diebstahlprävention und für die Mitarbeitersicherheit. Erste Erfahrungen.

Montag, 18. August 2014 - Ladenreportagen
Dieter Druck
Artikelbild Lustfeld
Außensicht: Diese Kameras sichern unter anderem den Mitarbeiterausgang. Auf einem Monitor sehen die Mitarbeiter
beim Verlassen des Hauses, ob sich Verdächtiges im Bereich
der Rampe und auf dem Parkplatz tut.
Bildquelle: Hoppen

Das im Oktober 2013 eröffnete E-Center Lustfeld in Nienburg ist ein Vorzeigemarkt für die Region – auch was Diebstahlprävention und Personalsicherheit angeht. Der 2.600 qm große Verbrauchermarkt ist der erste unter den vier Standorten des Kaufmanns mit IP-Video (IP steht für Internetprotokoll). Die Anlage kommt vom globalen Marktführer für Netzwerk-Überwachungssysteme Axis Communications in Ismaning. Die anderen Märkte sind mit Analog-Video ausgestattet. Insgesamt 48 Kameras mit Full HD-Auflösung, die jeweils zwei Gänge abdecken (Korridorformat und erweiterter Sichtwinkel), sind auf der Fläche installiert. Bei analoger Technik wären für eine vergleichbare Abdeckung 90 notwendig gewesen. „Daraus ergeben sich Kostenvorteile für IP-Video, das heute in der Regel günstiger ist als analoge Technik“, sagt Ralph Siegfried, Consultant Business Development Retail bei Axis. Über den Daumen gepeilt sind für eine Anlage wie in Nienburg für Hard- und Software sowie Installation etwa 40.000 bis 45.000 Euro zu veranschlagen. „Aber eine Investition, die sich auszahlt“, versichert André Hanekamp, Prokurist bei Edeka Lustfeld.

Im nur wenige Meter entfernten Bestandsmarkt lagen die Inventurverluste trotz häufigen Detektiveinsatzes bei bis zu 1,5 Prozent. Besonders betroffen waren Spirituosen. Bei der analogen Videoüberwachung bewegen sich die Inventurdifferenzen zwischen 0,4 und 0,5 Prozent. Im neuen Markt sind es nach den ersten Monaten 0,01 Prozent.

Auf zusätzliche Warensicherung wird dabei verzichtet. Selbst hochpreisige Spirituosen (50 Euro pro Flasche und mehr) sind jetzt frei zugänglich. Einmal in der Woche ist noch ein Detektiv im Markt, mehr nicht. Und trotzdem: „Wir haben heute eindeutig mehr Aufgriffe“, erklärt Hanekamp. Fast die Hälfte der Delikte wird im Nachgang festgestellt, wenn aufgerissene Verpackungen, abgerissene Preisschilder, häufig im Umfeld des Tchibo-Depots, oder ähnliche Anzeichen eines Diebstahls im Laden gefunden werden. Von den Nonfood-Artikeln im Depot geht erfahrungsgemäß ein großer Reiz aus. Bemerkenswert ist, dass speziell in diesem Bereich bei Edeka Lustfeld rund 90 Prozent der aufgeklärten Diebstähle von Stammkunden ausgeübt werden.

Weit mehr als zwei Drittel der Langfinger sind dank hochauflösender Bilder zu identifizieren. Das ist bei der Polizei und vor Gericht sehr wichtig. Um hier auf Nummer sicher zu gehen sollte, deshalb insbesondere im Eingangs-/ Ausgangsbereich eine Kamera installiert sein, deren Technik auf die Identifikation (Gesichtserkennung) verdächtiger Personen ausgelegt ist und nicht auf die Flächenüberwachung. „Oftmals wird versucht, verschiedene Aufgaben mit einer Kamera zu erledigen, aber dann klappt weder das eine noch das andere “, erklärt Siegfried.

Eine „Problemzone“ ist der offene, großzügig angelegte Eingangsbereich mit der Obst- und Gemüseabteilung, der Einkaufsatmosphäre verbreitet. Auf das Drehkreuz wurde deshalb bewusst verzichtet. Überwacht wird der Bereich durch eine „intelligente“, richtungsorientierte Kamera, die in einem definierten Feld gegenläufige Kunden, also solche, die zielstrebig Richtung Ausgang streben, erkennt. Das löst einen Pieps-Ton aus, der an der Monitorstation im hinteren Bereich der Info-Theke ankommt. Die so aufmerksam gemachte Mitarbeiterin kann dann mit einem Blick auf den Bildschirm die Situation beurteilen bzw. verfolgen. Die Kunden bekommen von all dem nichts mit.

Ebenso kann das System zur Videoanalyse genutzt werden, beispielsweise für die Erfassung von Kundenfrequenz, Warteschlangenmanagement vor den Kassen oder zur Kontrolle von Laufwegen bei Zweitplatzierungen. Gleichzeitig ist es integrierbar mit Einbruch-Meldeanlage, Zutrittskontrolle und Schließanlage oder einer vorhandenen Warensicherung.

Im Kassenbereich sind drei Kameras installiert. Eine deckt jeweils zwei Kassenplätze ab. Wie Hanekamp versichert, geht es hier in erster Linie um die Sicherheit der Mitarbeiter. Den Kassierern werde nicht auf die Finger geschaut. Alle Mitarbeiter wurden im Vorfeld transparent über die Maßnahme informiert.

Ebenfalls als Sicherheitsmaßnahme gedacht, ist eine Außenkamera mit Bewegungserkennung am Mitarbeiterausgang. Beim Verlassen des Gebäudes können auf einem Monitor der Anlieferbereich und der Parkplatz hinter dem Markt eingesehen werden. Diese Sicherheitsaspekte sowie die Einbeziehung der Mitarbeiter und die Sensibilisierung für die Prävention haben nach Ansicht des Prokuristen zur hohen Akzeptanz des Konzepts beim Betriebsrat und auf Mitarbeiterseite beigetragen.

Eine der wichtigsten Funktionen eines Video-IP-Systems ist der Fernzugriff über einen externen Zugang für definierte Benutzer. Hier steht man noch wegen gewisser datenschutzrechtlichen Bedenken im Austausch mit der Edeka-Zentrale. Daher ist dieses Tool noch nicht freigeschaltet, dürfte aber über kurz oder lang integriert werden. Unabhängig davon: Hanekamp ist bereits jetzt überzeugt von der modernen Videoüberwachung.

Die Fakten auf einen Blick
  • Adresse: E-Center Lustfeld, Verdener Landstraße 55, 31582 Nienburg
  • Sortiment: ca 30.000 Artikel
  • Mitarbeiter: 75
  • Auszubildende: 5
  • Öffnungszeiten: Montag bis Samstag von 7 bis 21 Uhr
  • Eröffnung: Oktober 2013
  • Besonderheiten: IP-Video-System, an den Theken in die Arbeitsfläche integrierte Waagen, selbstreinigende Backöfen in der Backstation, komplett verglaste Kühlmöbel, CO2 als Kältemittel,LED-Leuchten im gesamten Markt

Bilder zum Artikel

Bild öffnen Diskret: Die Kameras im Kassenbereich dienen eher der
Mitarbeitersicherheit denn der -überwachung. Den Mitarbeitern
werde nicht „auf die Finger“ geschaut.
Bild öffnen Außensicht: Diese Kameras sichern unter anderem den Mitarbeiterausgang. Auf einem Monitor sehen die Mitarbeiter
beim Verlassen des Hauses, ob sich Verdächtiges im Bereich
der Rampe und auf dem Parkplatz tut.
Bild öffnen Überzeugt: Prokurist André Hanekamp.
Bild öffnen Einladend: Trotzdem kein übermäßiger Schwund beim Loseverkauf von Lindt-Pralinen durch Mundraub.
Bild öffnen Reizvoll: Die Nonfood-Artikel im Tchibo-Depot des LEH sind
bekanntermaßen „hoch angesehen“ und damit stark diebstahl -
gefährdet.
Bild öffnen Weitblick: Eine solche Kamera deckt zweiGänge ab.
Bild öffnen Wichtige Info: Der Hinweis für die Kunden, dass der Markt videoüberwacht ist.
Bild öffnen Gut vernetzt: Netzwerk-Experte für den Retailbereich,
Ralph Siegfried von Axis Communications.

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