Russland Importverbot trifft deutsche Unternehmen

Russland hat die Liste der Waren, die vom einjährigen Einfuhrverbot betroffen sind, veröffentlicht. Dabei handelt es sich unter anderem um Fleisch- und Milchprodukte, Obst und Gemüse.

Donnerstag, 07. August 2014 - Industrie-Archiv
Lebensmittel Praxis

Die Boykott-Liste umfasst neben Lebensmitteln allerdings auch landwirtschaftliche Produkte und Rohstoffe. Kindernahrung und Alkohol sind vorerst ausgenohmen. Die Sanktionen gelten für die EU, die USA, Australien, Kanada und Norwegen. Deutsche Unternehmen bangen um ihre Geschäfte, die Angst vor einem Wirtschaftskrieg steigt auf beiden Seiten: Die Leitindizes der Moskauer Börse notierten auf dem niedrigsten Stand seit Anfang Mai.

Bereits gestern (Mittwoch) hat Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret ein einjähriges Einfuhrverbot für zahlreiche Waren und Lebensmittel aus Ländern, die im Ukraine-Konflikt Sanktionen gegen Moskau erlassen hätten, verhängt. Neben Molkereien sind vor allem die deutschen Fleisch-Exporte betroffen. Das Embargo gilt für Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch, außerdem für Fisch, Käse, Milch, Gemüse und Obst.

Steffen Lammertz arbeitet in Moskau als Einkaufsdirektor für die X5 Retail Group, hinter Magnit die Nummer zwei im russischen Lebensmittel-Einzelhandel. Er wertet die aktuelle Lage gegenüber LP International so: „Unternehmen wie Abusa Vkuza, (30 Prozent des Lebensmittel-Sortiments ist importiert) Magnit und  X5 (importiert viel im Bereich Molkereiprodukte, Obst und Gemüse) werden nun auf lokale Produzenten ausweichen müssen. Die jedoch können die Nachfrage nicht abfedern, sodass die Preise steigen und das Wachstum für den Handel zurückgehen wird.“

In einigen Warengruppen werde es zu Unterversorgungen kommen, so Lammertz gegenüber Klaus Schwarz von LP International. Der Trend zur Eigenmarke werde sich verstärken. Doch auch dabei werde es zu Problemen kommen, denn viele Eigenmarken-Produkte würden innerhalb der EU gefertigt. In Russland rechnen viele mit einem Umsatzrückgang von ca. 5 bis 10 Prozent. Derzeit wird geprüft, ob über Weißrussland die Möglichkeit besteht, Produkte zu importieren. Das könnte eventuell eine kleine Lücke im System sein.

Der Wert der deutschen Ausfuhr von Gütern der Land- und Ernährungswirtschaft nach Russland betrug 2013 rund 1,6 Mrd. Euro. Damit war Russland nach der Schweiz (1,8 Mrd. Euro) nahezu gleichauf mit den USA zweitwichtigste Drittland-Destination (jenseits der EU) für deutsche Agrarexporteure. Bereits im vergangenen Jahr war der deutsche Agrarexport nach Russland durch Importsperren für bestimmte Milch- und Fleischerzeugnisse beeinträchtigt. So sank in der Produktgruppe "Fleisch und -erzeugnisse" der Exportwert von 493 Mio. Euro im Jahr 2012 auf 346 Mio. Euro 2013.

Die aktuelle Entwicklung im Export nach Russland zeigt, dass im Vergleich Januar bis einschließlich Mai 2014 zum  Vorjahreszeitraum der Exportwert weiter gesunken ist: insgesamt um 25 Prozent auf rd. 500 Mio. Euro (Jan.-Mai). In der 2013 wichtigsten Produktgruppe Fleisch stürzte er um nahezu 80 Prozent auf 28 Mio. Euro ab. Bei Milch und Milcherzeugnissen sank der Ausfuhrwert um 44 Prozent auf 44 Mio. Euro. Der deutsch-russische Außenhandel konnte 2013 die positive Entwicklung der vorherigen Jahre nicht fortsetzen. Der bilaterale Handelsumsatz sank um 4,9 Prozent auf 76,5 Mrd. Euro. Die Exporte nach Russland gaben 2013 um 5,1 Prozent auf 36,1 Mrd. Euro (2012: 38,1) nach. Die Importe aus Russland nach Deutschland gingen um 4,8 Prozent auf 40,4 Mrd. Euro (2012: 42,8) zurück, so das Statistische Bundesamt. Deutschland ist nach China und den Niederlanden der drittwichtigste Handelspartner für Russland, während aus deutscher Sicht Russland an elfter Stelle steht. 2012 hatte der deutsch-russische Außenhandel ein Rekordvolumen von 80,5 Mrd. Euro (2011: 75 Mrd Euro) erreicht und damit um über 10 Prozent zugelegt.

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