Rotkäppchen „Wir wollen Authentizität und kein weichgespültes Konzept“ - Seite 2

Christof Queisser, Vorsitzender der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm, sprach im Interview mit der LP über Innovationen, die Herausforderungen auf dem Sektmarkt sowie seine Sicht auf den deutschen LEH. 

Freitag, 04. September 2015 - Getränke
Tobias Dünnebacke
Artikelbild „Wir wollen Authentizität und kein weichgespültes Konzept“ - Seite 2
„Alle Produkte, die wir seit 2006 eingeführt haben, können Sie heute noch kaufen.“ Christof Queisser, Rotkäppchen-Mumm (Quellen: Mugrauer)

Inhaltsübersicht

Trotzdem gibt es immer weniger Konsumanlässe für den klassischen Sekt.

Das ist nur teilweise richtig. Der gesellschaftliche Wandel macht das Leben informeller. Die Menschen haben weniger Zeit, und es gibt weniger festliche Anlässe. Nur ein Beispiel: Heute gehen immer weniger junge Menschen in die Kirche und feiern Konfirmation oder Firmung, zwei klassische Sektanlässe für die Familie. Auch die Geburtstagsfeier mit der lange angekündigten Einladung gibt es so heute immer seltener. Es gibt also weniger lang geplante Events als früher, aber viel mehr spontane, kurzfristig festgelegte Anlässe, zu denen man Sekt, aber eben auch Fruchtsecco genießt.

Auch bei uns im Büro knallen kaum noch die Sektkorken. Man muss ja auch noch Autofahren…

Ich bin überzeugt: Das Ritual des Feierns bleibt tief in den Menschen verankert. Wir nutzen verschiedene Produkte, um diese Rituale zu erhalten. Neben Fruchtsecco beispielsweise mit unseren alkoholfreien Sektvarianten. Rotkäppchen ist inzwischen die größte alkoholfreie Sektmarke in Deutschland, und wir investieren auch viel in diesen Bereich. Allerdings wächst das Segment langsam. Wir haben noch nicht eine absolute Größe erreicht wie beispielsweise die Brauereien mit alkoholfreiem Bier, wo die Verbraucherakzeptanz noch größer ist.

Sekt hat traditionsgemäß neben Bier, Kaffee und Waschmittel die Funktion des Frequenzbringers im Handel. Wie bewerten Sie den hohen Aktionsanteil in dieser Kategorie?

Das ist mit der Attraktivität und der hohen Käuferreichweite zu erklären. Am Ende ist der Handel in der Vermarktung natürlich völlig frei, aber auch wir müssen schauen, dass das Preisbild die Attraktivität der Marke hält. Wichtig ist, dass der Handel sich nicht nur auf die Frequenz, sondern auch das Regalgeschäft konzentriert. Sonderformate wie die Magnum-Flasche, rebsortenreine Sekte wie bei unserer Flaschengärung, Kleinflaschen oder regional verankerte Erzeugnisse: Das aktive Regalgeschäft ist wichtig, um dem Verbraucher Orientierung zu geben. Wenn man das Aktions- und Regalgeschäft gut kombiniert, dann stimmt am Ende auch die Marge für den Händler.

Im Spirituosen-Bereich konnten Sie zuletzt gegen den Trend wachsen. Was war hier der Erfolgsfaktor?

Unser Wachstum in diesem Bereich kommt vor allem von unserer Weinbrand-Marke Chantré. Wir haben uns trotz der steigenden Preise für Weindestillate für eine Qualitätsstrategie entschieden und sind, anders als mancher Wettbewerber, dabei geblieben, einen klassischen Weinbrand mit dem für diese Kategorie rechtlich erforderlichen Alkoholgehalt von 36 Volumenprozent anzubieten, ohne die höheren Einstandspreise an den Verbraucher weiterzugeben. Diese konsequente Markenführung kam bei den Kernverwendern von Weinbrand gut an.

Sterben diese Weinbrand-Trinker nicht bald aus?

Wir haben es mit einer älteren Käuferschicht zu tun, und die Bäume wachsen hier nicht in den Himmel. Aber: Es handelt sich um eine riesige Kategorie. Es gibt wenige internationale Marken, die eine vergleichbare Käuferreichweite in Deutschland haben wie Chantré. Ich bin überzeugt: Wenn wir es weiter schaffen, die Kernverwender direkt anzusprechen, dann ist auch in Spirituosen-Kategorien wie Korn und Weinbrand für uns weiter Wachstum möglich.

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Bild öffnen Christof Queisser ist nicht nur seit 2013 Vorsitzender der Geschäftsführung der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH, sondern
seit Mai 2015 auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und Importeure.
Bild öffnen „Alle Produkte, die wir seit 2006 eingeführt haben, können Sie heute noch kaufen.“ Christof Queisser, Rotkäppchen-Mumm (Quellen: Mugrauer)
 

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