Alnatura Es läuft auch ohne dm

Im Jahr nach den Auseinandersetzungen mit der Drogeriekette dm hat der Bio-Lebensmittelhändler Alnatura seinen Umsatz gehalten. Im Geschäftsjahr 2015/2016 (30. September) erlösten die Südhessen 762 Mio. Euro netto, ein Plus von 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In den vergangenen Jahren lagen die Zuwächse stets im zweistelligen Bereich. Der nahezu komplette Verlust des einstmals größten Vertriebspartners dm wurde unter anderem durch eine Kooperation mit Edeka ausgeglichen, berichtete Alnatura-Gründer Götz Rehn bei der Vorlage der Jahreszahlen.

Donnerstag, 17. November 2016 - Handel-Archiv
LEBENSMITTEL PRAXIS
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Bildquelle: Röttig

"Wir haben das Schiff Alnatura in den vergangenen 13 bis 14 Monaten unter Hochdruck umgearbeitet. Veränderungen dieser Dimension erfordern eine enorme Leistung", betonte Rehn. Damit meinte er auch die Handelspartner, die mit sehr viel Engagement Regale für die Marke Alnatura frei geräumt hätten. Nun könne er sagen, es sei der richtige Schritt gewesen, Alnatura sei sehr viel unabhängiger und dadurch stärker, zog er ein erstes Fazit.

Auch das eigene Filialnetz und der Vertrieb über andere Drogeriemärkte wurden ausgebaut. Seit Anfang Oktober 2016 ist in allen 530 Märkten der Drogeriekette Müller das komplette Alnatura-Trockensortiment erhältlich, im Ausland außerdem in den Müller-Filialen in Spanien, Ungarn und Slowenien. Mitte Oktober wurden zusätzlich in mehr als 2.000 Rossmann-Filialen 55 Alnatura Babykost-Artikel eingelistet. In Österreich führt außerdem die Drogeriekette Bipa seit dem Sommer 2016 ein großes Alnatura-Sortiment. Deutlich zweistellige Zuwachsraten verzeichneten zudem die langjährigen Handelspartner, zu denen u.a. Globus, Hit und Tegut gehören.

Im abgeschlossenen Geschäftsjahr wurden zehn neue Alnatura-Filialen eröffnet. Damit erhöhte sich die Zahl der Alnatura Super Natur Märkte auf 107. Erstmals ging auch eine Filiale in Sachsen (Dresden) an den Start. Das Expansionstempo will Rehn weiter erhöhen, stärker wachsen soll Alnatura u. a. in NRW sowie in Ostdeutschland. Bis Jahresende stehen allein sechs Neueröffnungen an. Insgesamt sind im neuen Geschäftsjahr  mindesten 15 Neu-Eröffnungen geplant, unter anderem in Berlin, Köln, München und Frankfurt sowie in Städten, in denen Alnatura bisher noch nicht vertreten ist wie Lübeck, Kerpen, Potsdam, Reutlingen, Lüneburg und Offenbach.

Gemeinsam mit dem Schweizer Handelspartner Migros soll zudem die Zahl der Alnatura-Filialen in der Alpenrepublik steigen. In den nächsten fünf Jahren soll das Filialnetz von aktuell 7 auf 30 Standorte ausgebaut werden. Darüber hinaus können Schweizer Kunden die Marke Alnatura in 605 Migros-Märkten sowie im Onlineversand LeShop finden.

Wachstumspotenzial auf Produktebene sieht Rehn für die Marke Alnatura vor allem im Frischebereich. In den nächsten zwei bis drei Jahren könne sich der Anteil auf 12 Prozent verdoppeln, schätzt er.

Für das neue Geschäftsjahr geht Rehn erneut von Stagnation aus. Die nächsten Auslistungen stünden bei dm an und müssten ausgeglichen werden. Ob Kunden in den Filialen der Drogeriemarktkette dm künftig noch Alnatura-Produkte finden werden, ließ er offen, betonte jedoch: "Wir beliefern dm immer gerne." Zu den aktuellen Gerichtsverfahren (wir berichteten) äußerte sich der Alnatura-Chef nicht.