Verdi Dicke Luft bei Verhandlungen mit Edeka

Nach der Ministererlaubnis von Sigmar Gabriel (SPD) zur Übernahme von Kaiser’s Tengelmann durch Edeka sind die anschließenden Verhandlungen über Tarifverträge nach Aussage von Beteiligten äußerst zäh, teilweise sogar ins Stocken geraten.

Dienstag, 03. Mai 2016 - Handel-Archiv
Lebensmittel Praxis
Artikelbild Dicke Luft bei Verhandlungen mit Edeka
Bildquelle: Tengelmann

Während die Verhandlungen mit der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten ohne großes Medienecho andauern, zitieren Handelsblatt, Welt, der Kölner Stadtanzeiger und diverse andere Medien verärgerte Verdi-Vertreter, die sich über das „dreiste Verhalten“ von Edeka-Vertretern und die „sehr weite Auslegung der ministeriellen Jobgarantie“ wundern. „Vieles sei Verhandlungspolitik“, bewertet das ein hochrangiger Tengelmann-Manager. Edeka käme mit Maximalforderungen, um dem gewünschten Ziel am Ende möglichst nahe zu kommen. Für Verdi sei es die einmalige Chance, bei Edeka einen Fuß in die Tür zu bekommen sowie nach innen und außen für sich als Gewerkschaft zu werben. Aus Tengelmann-Kreisen wird die Befürchtung laut, am Ende könnte Edeka selbst den Stecker ziehen und aussteigen. Das wiederum halten Marktbeobachter für wenig wahrscheinlich, schließlich seien Verfahren und Verhandlungen weit vorangeschritten und hätten schon jetzt viel Geld gekostet.

Dass es dem Bundeswirtschaftsminister, der sich angesichts des Medienechos eventuell vorgeführt vorkommen könnte, reicht, wird bereits spekuliert. Seine Zustimmung hatte er an strenge Auflagen zum Erhalt der Standorte sowie der Arbeitsplätze geknüpft.

Angeblich will Edeka die Kaiser’s-Zentrale in Mülheim an der Ruhr schließen. Eine Weiterbeschäftigung der 424 Beschäftigten sei nicht vorgesehen, verlautet aus dem Verdi-Umfeld. Außerdem sollen rund 30 Filialen in der Region Nordrhein komplett geschlossen werden. Im Logistikzentrum in Viersen könne nur die Hälfte der Beschäftigten mit einem Jobangebot rechnen. 61 der 129 Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte in der Region Nordrhein sollen angeblich laut Plänen von Edeka auf Netto umgeflaggt werden. Bedientheken hat der Discounter nicht, die entsprechenden Kaiser’s-Mitarbeiter werden also künftig eventuell schlechter bezahlt als bisher oder müssen wesentlich weitere Wege zur Arbeit in Kauf nehmen. Angeblich spekuliert Edeka bewusst darauf, dass dann viele wegen Unrentabilität verzichten, was nach außen wie „natürliche Fluktuation“ aussähe und das ministeriell verordnete Verbot betriebsbedingter Kündigungen „geschickt umgehe“.

In der Region München habe Edeka einen gut 20-seitigen Tarifvertragsentwurf vorgelegt, der „nahezu eins zu eins“ den Regelungen aus einer Betriebsvereinbarung entspreche, die Edeka bereits vor der Ministererlaubnis vorgelegt habe. Das halten Verdi-Vertreter für „inakzeptabel“.

Beim Oberlandesgericht, das die Ministererlaubnis teilweise oder auch in Gänze kassieren kann, wurde allen Beteiligten (13 in Summe) der Zeitraum verlängert, in dem sie Stellung nehmen können, nämlich bis zum 27. Mai. Das Ziel von Edeka-Chef Markus Mosa, die Verhandlungen zu Kaiser’s-Tengelmann noch im Mai abzuschließen, dürfte ob der Tatsache sowie der zähen Tarifverhandlungen Wunschdenken sein. Beteiligte und Betroffene rechnen frühestens zum Jahresende mit einem „Closing“. Für Tengelmann und Edeka geht jeder Tag richtig ins Geld.

 

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